Energieversorgung für Deutschland: Wieder mehr Kohlestrom aus NRW?

Gas ist knapp und teuer. Eine Idee von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, um dem entgegenzusteuern: Die Kohlekraftwerke müssen mehr Strom liefern, damit Gas gespart werden kann. Eigentlich sollten diese ja bald abgeschaltet werden, was nun?

Wenn man Braun- und Steinkohlekraftwerke zusammennimmt, sind es über 30, die allein in Nordrhein-Westfalen noch stehen und für Strom sorgen könnten, doch gut zehn davon sind nicht mehr in Betrieb. Vor allem die Steinkohlekraftwerke sind abgeschaltet, weil es sich tatsächlich nicht mehr gelohnt hatte. Steinkohle muss schließlich importiert werden. Interessanter sind die Braunkohlekraftwerke. Aber auch die sollen bis 2038 eigentlich abgeschaltet werden. wohl gemerkt sollen nicht alle abgebaut, sondern nur abgeschaltet werden - damit es immer eine mögliche Reserve gibt. Insofern hätten wir in NRW genug, um mehr Strom aus Kohle zu liefern.

Aus klimapolitischer Sicht befinden sich die Verantwortlichen auf einem sehr ungemütlichen Feld. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hat im "Tagesspiegel" erklärt. dass mehr Strom aus Kohle klimapolitisch keine leichte Entscheidung, aber notwendig sei. Könnte auch über 2038 hinaus weiter Kohlestrom produziert werden? Politisch kann und will in Düsseldorf im Moment niemand etwas dazu sagen, die neue schwarz-grüne Landesregierung bildet sich noch, die alte schwarz-gelbe ist abgewählt. Von der Sache her stellt sich die Frage, was ein intensiverer und möglicherweise auch längerer Betrieb von Braunkohlekraftwerken für das Braunkohlerevier bedeuten würde: Zum Beispiel müssten doch mehr Dörfer abgerissen werden, es bräuchte eine neue Leitentscheidung der Landesregierung. Was geschieht mit den Subventionen, die die Region bekommt, um den Wegfall der Braunkohle abzufedern? All das kann im Moment niemand beantworten.

Kurzfristig ist eine Stromversorgung über Kohle möglich

Spontan könne allerdings Strom durch Kohle hinzugewonnen werden. Das sagt zumindest der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft. Denn es gibt immerhin noch Braunkohlekraftwerke - sowohl bei uns in NRW als auch bundesweit - die in Reserve stehen. Bei Steinkohle ist es aufgrund der Importierung komplizierter. Genaue Angaben, wie lange sich die erhöhte Braunkohle-Verstromung aufrechterhalten ließe, sind im Moment nicht herauszubekommen. Bei den Konzernen wird noch gerechnet.

Autoren: José Narciandi und Joachim Schultheis

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