Ewiger Streitpunkt: Aktuelle NRW-Regierung will Straßenausbaubeiträge abschaffen

Wenn NRW-Kommunen Straßen neu pflasterten, mussten Anlieger vielfach fünfstellige Straßenbaubeiträge auf den Tisch blättern. Nach jahrelangen heftigen Protesten dagegen halbierten CDU und FDP 2020 die Beiträge. Wie geht es jetzt weiter?


Die stark umstrittenen Straßenausbaubeiträgen von Anliegern in oft vier- oder sogar fünfstelliger Höhe sollen nach dem Willen von CDU und FDP in NRW künftig komplett vom Land übernommen werden. Einen entsprechenden Antrag stellten die Landtags-Fraktionschefs Bodo Löttgen (CDU) und Christof Rasche (FDP) am Dienstag in Düsseldorf vor. Er soll bereits in der kommenden Woche im Landtag beschlossen werden und auch rückwirkend für seit 2020 zur Hälfte geförderte Straßenbaubeiträge gelten. Das ging allerdings in die Hose, wie unser Landtagskorrespondent José Narciandi erklärt: "Schnell hat die Landesregierung gemerkt, dass nach langen Protesten auch diese Maßnahme nicht den erwünschten Effekt bringt, das sei immer noch zu wenig gewesen nach Ansicht der Bürgerinnen und Bürger."

In der kommenden Regierungsperiode solle außerdem das Kommunalabgabengesetz geändert werden, sodass die Beiträge dauerhaft wegfallen, wie Löttgen und Rasche sagten. "Nach der Landtagswahl im Mai 2022 soll das Gesetz geändert werden, damit die Beiträge auch wirklich wegfallen. Städte und Land machen die Kosten dann unter sich aus", berichtet unser NRW-Landtagskorrespondent.

Der Bund der Steuerzahler in NRW, der jahrelang gegen die Beiträge gekämpft hatte, reagierte erleichtert. "Der Wegfall der Straßenbaubeiträge entlastet die Bürgerschaft nachhaltig bei den Wohnkosten, befreit die Kommunen von Bürokratie und entlastet sogar die Gerichte, die ständig mit Rechtsstreitigkeiten rund um die Erhebung des Straßenbaubeitrags beschäftigt waren", sagte der Vorsitzende des Steuerzahlerbundes NRW, Rik Steinheuer.

2019 wurde die Halbierung der Beiträge beschlossen

Die schwarz-gelbe Landesregierung hatte Ende 2019 in einem ersten Schritt beschlossen, die Beiträge der Grundstückseigentümer in Nordrhein-Westfalen ab 2020 zu halbieren. Dazu wurde ein Förderprogramm mit insgesamt 65 Millionen Euro Volumen aufgelegt. Von diesem Geld seien bisher aber erst gut 11 Millionen Euro an Förderung abgeflossen. "Da ist eine Menge Luft für Entlastung der Bürger", sagte Rasche am Dienstag.

Die hundertprozentige Übernahme solle rückwirkend auch für Grundstückseigentümer gelten, denen seit 2020 bereits die hälftige Förderung bewilligt worden sei, betonte Löttgen. "Wir können die Anlieger rückwirkend und zukünftig zu 100 Prozent von den Straßenausbaubeiträgen entlasten", sagte er.

Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sagte, seit Beginn der Förderung seien 478 Bewilligungsbescheide ausgesprochen worden. Knapp 200 Nachweise über die Verwendung der Förderung hätten die Behörden erhalten. Allein hierbei seien Eigentümer von rund 5000 Grundstücken in NRW finanziell entlastet worden. Gegen die Beiträge hatte es jahrelangen heftigen Widerstand und Mahnwachen vor dem Landtag gegeben. Eine Protestinitiative des Bundes

der Steuerzahler hatten mehr als 437 000 Menschen unterschrieben. Die NRW-FDP hatte zuletzt auf die völlige Abschaffung gedrungen.

mit dpa

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