Insolvenz bei Reiseunternehmen FTI: Das kommt auf Kunden zu

Europas drittgrößtem Reisekonzern geht das Geld aus. Für Urlauber ist das bitter. Helfen soll ihnen in solchen Fällen der Reisesicherungsfonds der Branche.

© picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Die FTI Touristik GmbH, Obergesellschaft der FTI Group, stelle am Montag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, teilte das Unternehmen mit. "Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können". Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab Dienstag (4. Juni) nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können.

Was müssen Reisende nun beachten?

Wir haben mit Arndt Kempgens, Fachanwalt für unter anderem Versicherungsrecht, gesprochen. Der Experte sagt, angesprochen auf die Frage, was man als betroffene Person machen sollte, wenn eine Reise mit FTI gebucht wurde: "Grundsätzlich sind zwei Personengruppen betroffen. Die, die bereits im Urlaub sind, können die Reise komplett normal fortsetzen. Die Kosten übernimmt der Reisesicherungsfonds. Die Reise wird vom Ersatzfonds gezahlt oder über eine Versicherung, die man zur Reisebuchung erhalten hat." Kempgens empfiehlt, sich so schnell wie möglich um die Abwicklung zu kümmern. Klagen seien höchstwahrscheinlich nicht nötig. Die Abwicklung sollte unproblematisch verlaufen

Hinzu kommt die zweite Personengruppe, die die geplante Reise noch vor sich hat. Über besagten Fonds erhalten sie ihr Geld zurück. Die Reise ist futsch, leer gehe man laut Kempgens aber nicht aus.

Weitere Staatshilfe abgelehnt

Die Bundesregierung lehnt neue staatliche Hilfen für den Reisekonzern ab. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, es gebe haushalterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe, weswegen keine weiteren Hilfen über die "sehr vielen großen Hilfen" hinaus erfolgt seien.

Tourismusexperte: Andere Veranstalter können von Insolvenz profitieren

Die Reisebranche steht aus Sicht des Tourismusexperten Torsten Kirstges trotz der Insolvenz der FTI Group insgesamt gut da. Zwar drückten Schulden und Bankkredite aus der Corona-Krise. "Aber es wird stark gereist, hochpreisige Reisen liegen im Trend, Kreuzfahrten boomen wieder", sagte Kirstges der dpa. Verbliebene Veranstalter dürften von der FTI-Insolvenz profitieren, erwartet der Tourismusforscher von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. "Die Leute werden trotz der FTI-Insolvenz reisen und der Milliardenkuchen wird unter den anderen Veranstaltern aufgeteilt." Spätestens im kommenden Jahr, dürfte man an der Gesamtzahl nichts mehr von den Turbulenzen merken.

Im Urlaub über Reisesicherungsschein auf Notfallnummern zurückgreifen

Die, die sich aktuell schon im Urlaub befinden, rät Kempgens dazu, die Notfallnummern zu kontaktieren, die auf dem jeweiligen Reisesicherungsschein hinterlegt sind: "Die sollte man nun anrufen und nachfragen, wie es mit den beiden betroffenen Veranstaltungsfirmen, der FTI Touristik GmbH und der Big Extra GmbH, weitergeht." Man könne auch den eigenen Versicherer, mit dem die Reise gebucht wurde, zu Rate ziehen, wenn Unklarheiten bestünden.

Die Telefonnummer des Reisesicherungsfonds lautet: 089/710451498.

Autor: Joachim Schultheis (mit dpa)

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