Mocro-Mafia in NRW laut Experte auf dem Vormarsch

Die "Mocro-Mafia" aus den Niederlanden ist mittlerweile verstärkt auch in NRW aktiv. Jüngste Ereignisse seien für Experte Oliver Huth Warnung genug.

© picture alliance/dpa/ANP

(mit dpa) - Nach den Festnahmen im Raum Köln im Rahmen der Ermittlungen gegen die sogenannte Mocro-Mafia aus den Niederlanden, warnt der Bund Deutscher Kriminalbeamter vor einer Eskalation der Gewalt im Drogengeschäft. Entführung und Explosionen der vergangenen Tage an verschiedenen Orten in NRW seien ein Signal und eine Warnung der "Mocro-Mafia" an die Szene der organisierten Kriminalität gewesen, so Oliver Huth, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK). "Was man nun sieht, ist, dass die Täter gar nicht davor zurückscheuen, länderübergreifend hier in Deutschland aktiv zu werden." Wer das Heft in der Hand sei deutlich geworden. Eine Festnahme nehme man dementsprechend auch in Kauf. Es sei aber auch eine Warnung an die Zivilgesellschaft - vor allem in NRW. "Was sie von Frieden hält, ist der Mafia ziemlich egal", sagt Huth.

Unterwanderung der Zivilgesellschaft

Von den Tätergruppen gehe eine explizite Gefahr aus. Sowas kenne man in Expertenkreisen nur aus Italien, sagt der Landesvorsitzende des BDK. "Egal ob Königsfamilie, niederländischer Premierminister oder belgischer Justizminister: Der Schutz vor dieser Tätergruppe scheint selbst da nicht ausreichend zu sein. Sie wollen die Zivilgesellschaft auseinanderreißen und das Heft in die Hand zu reißen." Huth sagte außerdem, dass die niederländischen Kollegen von einer Unterwanderung sprechen

Oliver Huth, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter© BDK
Oliver Huth, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter
© BDK

Daher kommt der Name "Mocro-Mafia"

"Mocro" ist in den Niederlanden ein Slangwort für Marokkaner. Der Begriff hat sich zu einem Synonym für organisierte Drogenkriminalität im großen Stil entwickelt - ausgehend davon, dass einige Niederländer mit marokkanischen Wurzeln ihre Verbindungen in die alte Heimat für den Import von Drogen zu nutzen wussten: In Marokko wird Hanf traditionell als Heilpflanze angebaut.

Allerdings kursieren über die "Mocro-Mafia" viele falsche Vorstellungen, sagt der renommierte niederländische Kriminologe Cyrille Fijnaut im dpa-Gespräch. So sei es völlig wirklichkeitsfremd, sich darunter eine einzige, straff geführte Organisation vorzustellen. "Es ist nicht so, dass die Drogenkriminalität in den Niederlanden in der Hand einiger großer Bosse ist. Die Polizei würde sich das wünschen, denn dann könnte man viel einfacher dagegen vorgehen, aber so ist es eben nicht. In Italien gibt es das, aber bei uns ist die Sache komplizierter."

© picture alliance I dpa I Hannes P. Albert
© picture alliance I dpa I Hannes P. Albert

Cannabis-Legalisierung in der Hinsicht für Huth

Durch die Cannabis-Legalisierung, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erwirken konnte, habe sich die Lage für Polizei- und Kriminalbeamte nicht verbessert, eher verschlechter. "Der legale Markt kann nicht befriedigt werden. Solange die Produktion des legalen Marktes nicht gewährleistet ist, wird der illegale Markt sich hier weiter platzieren. Davor haben wir gewarnt", sagt Oliver Huth. Die Politik habe ein Gesetz gestrickt, das "Tür und Tor für die Kriminalität" öffnet. Das müsse man nun ausbaden.

Weitere Meldungen

skyline