Unsere Zukunft Leben mit dem Klimawandel - Architektin

Unsere Art zu wohnen, befeuert den Klimawandel. Wie heizen wir unsere Wohnräume, wie erwärmen wir unser Wasser zum Duschen? Wie viel Strom verbrauchen wir durch unseren Lebensstil? Und können wir dort umdenken und so die Folgen des Klimawandels abfedern? Ja. Aber wie funktioniert klimafreundliches Bauen und Wohnen?

Unsere eigenen vier Wände klimafreundlich gestalten

Angelika Becker ist Architektin und hat sich seit zwanzig Jahren auf das Thema ökologisches Bauen spezialisiert. Sie berät Bauherren dabei, wie sie ihr Haus möglichst klimafreundlich bauen können. 

"Beim ökologischen Bauen geht es darum, darauf zu achten, welche Baustoffe man verwendet, außerdem achten wir auf die Größe und den Energieverbrauch."


Beton der Klimakiller

Beton ist eines der Hauptmaterialien im Bau von Häusern und Wohnungen. Seine Vorteile: Man kann ihn in jede denkbare Form gießen, ist haltbar und obendrein billig. Aber er ist auch ein echter Klimakiller - für seine Herstellung wird ein enormer Energieaufwand benötigt. Deshalb rät die Expertin dazu, beim Hausbau möglichst auf Beton zu verzichten oder als Alternative auf recycelten Beton zu setzen. Der Kreislaufgedanke ist ein wichtiger Bestandteil, um das Bauen nachhaltiger zu gestalten. Dazu gehört auch, dass die verwendeten Baumaterialien einfach voneinander trennbar sind, damit sie recycelt und wieder neu verbaut werden können. Angelika Becker setzt beim Bau ihrer Häuser auf Gasbetonsteine als Mauerwerk oder deckt das Dach mit bestimmten Ziegel, die bereits eine Dämmung integriert haben. Außerdem wird das Haus mit Mineralwolle gedämmt. Auch Holzfaserweichplatten, Zellulose- oder Hanfdämmungen kommen bei ihr zum Einsatz. 

"Es gibt viele nachhaltige Baustoffe, die man als Alternative verwenden kann, man muss sich nur informieren."

Das Haus der Zukunft besteht aus Pilzmyzel

Bei der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe kann man sich über nachhaltige Baustoffe informieren. Hier werden seit 30 Jahren u.a. Projekte gefördert, die das ökologische Bauen vorantreiben. René Görnhardt ist ausgebildeter Tischler und Architekt und sieht vor allem in der Forschung mit Pilzen eine große Chance. 

"Das Pilzmyzel hat einen großen Vorteil: Man kann es in jeder erdenklichen Form wachsen lassen und durch seine leichte Struktur ist es ein perfektes Dämmmaterial."

Das Myzel ist das Wurzelwerk des Pilzes. Es bildet sich unter der Erde aus und könnte unser Mauerstein der Zukunft sein. Praktischerweise könnte es an den Orten wachsen, wo wir im Moment noch unseren Müll lassen - auf Bio-Müllkippen. Sogar Möbelstücke werden inzwischen schon aus Pilzmyzel gebaut. 


Windräder im Garten

Das klimafreundliche Haus der Zukunft versorgt sich autonom mit Strom, davon geht die Architektin aus. Neben der obligatorischen Photovoltaikanlage auf dem Dach könnte jedes Haus auch über sein eigenes Windkraftwerk verfügen. 

"Es gibt die Möglichkeit, Windräder auf dem Dach zu installieren oder im Garten. So produziert man auch nachts seinen eigenen Strom - oder wenn die Sonne mal nicht scheint."

Leben mit dem Klimawandel: Die Architektin

Regenwasser nutzen - Trinkwasser sparen

Durch die immer länger andauernden Hitzemonate im Jahr werden wir in Zukunft auch mit dem Trinkwasser anders umgehen. Becker rät dazu, das Regenwasser besser zu nutzen. Dafür könnten hauseigene Zisternen unter der Terrasse oder im Garten verbaut werden, in die das Regenwasser aus den Regenrinnen abfließt und gesammelt wird. Dieses Grauwasser könne dann zurück ins Haus geleitet und für die Toilettenspülung oder die Waschmaschine benutzt werden, sagt die Architektin. 

Um ein solches System in schon bestehende Häuser zu integrieren, bedarf es allerdings einer größeren Sanierung, da dort ein weiteres Rohrsystem für das Grauwasser verlegt werden muss. 

Das Klimawandel verändert unser Wohnkonzept

Die größte Herausforderung sieht die Architektin aber darin, die Menschen von einem neuen Wohnkonzept zu überzeugen.

Wieviel Wohnfläche brauche ich? Welche Räume nutze ich wie? 

Kann ich mein Schlafzimmer durch ein Klappbett in ein Arbeitszimmer umfunktionieren? Können unsere Kinder nicht auch im Hausflur spielen?

Das sind alles Fragen, die wir uns in Zukunft stellen müssen, sagt die Expertin, um Wohnen umweltfreundlich zu gestalten. 

"Wir könnten auch in Mehrfamilienhäusern wohnen, wo mehrere Parteien sich ein Gästeappartement teilen oder den Hobbykeller, den Partyraum."

Auch Häuser, die nach dem Auszug der Kinder verkleinert werden können, kann sich die Architektin vorstellen. Anstatt neue Baugebiete zu erschließen, könne darüber nachgedacht werden, auf schon bestehende Häuser eine weitere Etage draufzusetzen, wenn das die Statik erlaubt. So könnte die Fläche, die durch Neubauprojekte gerade in städtischen Gebieten immer mehr versiegelt würde, reduziert werden.

"Es ist wie mit dem klimafreundlichen Essen - zuerst ist es ein Kampf, aber dann kommt es doch in den Köpfen der Menschen an."
© RADIO NRW

Autor: Nina Tenhaef

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