Lehrergewerkschaft: Zustände an Herner Schulen während Corona katastrophal

Der Herner Stadtverband der Lehrergewerkschaft GEW hat ein erstes Fazit nach anderthalb Wochen Schule gezogen. Und das fällt desaströs aus: kein Infektionsschutz, körperliche Anstrengung für Lehrer und Schüler gleichermaßen und eine nur bedingt vernünftige Alternative mit dem Distanzunterricht von Zuhause aus.

Schüler sitzen im Klassenraum und tragen einen Mundschutz.
© Syda Productions/Shutterstock

Masken kein vernünftiger Schutz

Das größte Problem seien die Alltagsmasken. Sie seien nicht virendicht. Bei einem kurzen Aufeinandertreffen von zwei Personen möge das ein Schutz sein, aber nicht, wenn Schüler und Lehrer neun Stunden am Tag zusammengepfercht in einem Raum sitzen, kritisiert der Herner Stadtverband der GEW. Ganz abgesehen davon, dass auf weiterführenden Schulen die Lehrer immer wieder in neuen Kursen sitzen würden, genauso wie Oberstufenschüler. Teilweise würde auch Koop-Unterricht an anderen Schulen stattfinden, von den überfüllten Bussen vor und nach der Schule ganz zu schweigen. Da könne ein Infizierter sehr schnell viele andere anstecken. Zumal die Möglichkeit des Durchlüftens in manchen Herner Klassenzimmern nur schlecht bis gar nicht gegeben sei. Wenn die eigene Analyse zutreffe, würde dies vermutlich hohe Infektionszahlen bedeuten und am Ende mit vielen Menschenleben bezahlt werden.

Körperliche Anstrengung nicht zu unterschätzen

Abgesehen von dem Infektionsrisiko weist die Lehrergewerkschaft auch auf die enorme körperliche Belastung hin. Laut den Meldungen aus den Herner Schulen sei es nicht selten gewesen, dass unter den Bedingungen von Masken, Hitze und schlechtem Luftaustausch mehrfach Schüler mit Kreislaufproblemen zusammengebrochen seien, vor allem aus den unteren Jahrgängen. Aus vielen Klassen gebe es die Rückmeldung, dass aufgrund dessen die Hälfte der Kinder im Laufe des Tages krank nach Hause entlassen werden musste. Gleichzeitig sei es auch schwierig, sich durch die Masken im Unterricht zu verständigen. Die Lehrer hätten mitunter große Probleme sich durchgehend lautstark und artikuliert vor teilweise über 30 Schülern verständlich zu machen. Besonders im Fremdsprachenunterricht gebe es Schwierigkeiten, weil hier kaum möglich sei, sinnvoll zu korrigieren oder präzise Aussprache zu vermitteln.

Unterricht von Zuhause nur bedingt hilfreich

Die Rückmeldung beim Distanzlernen, also der digitale Unterricht ins heimische Kinderzimmer, ist an manchen Herner Schulen gut angelaufen. Dem gegenüber stünden allerdings eine Vielzahl von Schulen in der Stadt, in denen es am technischen Equipment fehlt, vor allem für die Schüler. Zuhause gebe es vor allem bei sozialschwachen Familien meist nur einen PC oder Laptop für die ganze Familie, wenn denn überhaupt einer vorhanden ist. Auch das sei ein großes Problem. Gleichzeitig fiele es vielen Schülern beim digitalen Unterricht schwer, sich selbst zu organisieren, zu motivieren oder auch zu strukturieren. Auch das müsse bedacht werden.

Was tun? Wie geht es an Herner Schulen weiter?

Für den Herner Stadtverband der GEW ist klar: ein infektionssicherer Unterricht ist nur mit entsprechend virensicheren Masken möglich. Eine andere Möglichkeit sieht die Lehrergewerkschaft in ausreichender Distanz und gleichzeitiger Belüftung. Dafür müssten die Klassen aber verkleinert werden und mehr Lehrer angestellt werden. Außerdem fordert die Gewerkschaft Unterstützung beim "Distanzlernen". Hier würden sonst Schüler aus benachteiligten Familien unweigerlich abgehängt werden. Stadt, Bezirks- und Landesregierung müssten nicht nur zuhören, sondern auch durchdacht die Probleme beseitigen.

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